Die geförderten Projekte − eine erfolgreiche Bilanz.
Die AWO Rheinlandstiftung wurde 1998 von der AWO Mittelrhein gegründet. Die Stiftung fördert Projekte in allen Bereichen der sozialen Arbeit. Schwerpunkt ist es, Kindern und Familien zu helfen und dort Chancen zu eröffnen, wo öffentliche Förderung nicht oder nicht genug greift. Daher fließen die Fördermittel der AWO Rheinlandstiftung vor allem in Projekte in regionale sozialen Brennpunkten.
Neben Ihren Spenden ermöglichten Ausschüttungen aus dem Stiftungskapital, dass seit der Gründung der Stiftung über 200 soziale Projekte gefördert werden konnten.
In der Kategorie Bildung konnten wir 65 Projekte fördern, 57 Projekte waren es in der Kategorie Gesundheit und 62 in der Kategorie Integration.
- 84 Projekte kamen Kinder unter 6 Jahren zugute.
- 31 Projekte richteten sich an Kinder im Grundschulalter.
- 39 Projekte wurden für Jugendliche durchgeführt.
- 22 Projekte wendeten sich an Familien.
- 13 Projekte waren nur für Senior*innen.
- 14 Projekte hatten als Schwerpunkt „Generationen zusammenführen“.
- 8 Quartiersprojekte förderte die AWO Rheinlandstiftung bislang.
Jedes der geförderten Projekte dient der Armutsbekämpfung in der Region, einige Projekte lassen sich allerdings nicht in übliche Schubladen packen. Das muss es auch nicht, uns ist es wichtiger, dass gute Projektideen bei den Hilfsbedürftigen ankommen.
Suppenküche Kohlscheid
Hilfe, die wirkt.
Die Armut in Deutschland wächst, und mit ihr die soziale Isolation. Darunter leiden besonders die Schwachen in unserer Gesellschaft. Viele Menschen leiden unter Einsamkeit.
Franz ist 86 und ein bisschen unsicher auf den Füßen. Die Welt ist für den ehemaligen Arbeiter zu schnell geworden. Seit dem Tod seiner Frau verbringt er die Tage alleine in seiner kleinen Wohnung. Für sich selber Essen zuzubereiten, fällt ihm schwer. Das nächste Restaurant ist zu weit weg und das Essen zu teuer. Außerdem mag er nicht, alleine dort zu sitzen.
Für Menschen wie Franz betreiben engagierte Ehrenamtliche in Herzogenrath-Kohlscheid eine Suppenküche. Gemacht für Männer und Frauen, die wenig Geld haben oder sich einsam fühlen. Hier finden sie einen günstigen Mittagstisch in freundlicher Gesellschaft. Die AWO Rheinlandstiftung unterstützt das Projekt mit der Ausstattung der Küche.
„Erzähle mir deine Geschichte.“
Mit-teilen – dabei sein.
Interviews führen, gemeinsam einen Redaktionsplan erstellen, kritische Texte entwerfen, nach Erfolgsstorys Ausschau halten und diese dann ansprechend erzählen – all das lernen Kinder bei der Erstellung einer Schülerzeitschrift. Auch Fotografieren und Layouten gehört dazu.
So lernen die Kinder in unserem Projekt in Köln-Ehrenfeld auf andere Menschen zuzugehen, sich in gutem Deutsch mitzuteilen und in einer konstruktiven Form Missstände oder Brüche in unserer Gesellschaft zu thematisieren.
Unsere Projekte für Kinder und Jugendliche unterstützen die sprachliche und soziale Entwicklung und wirken so nachhaltig. Wir wollen, dass Kinder und Jugendliche die Hürden von Armut und Ausgrenzung überwinden.
Kondolenzspende
Und jetzt sagt Freddy jeden Tag „Guten Morgen“.
Freddy misst von Kopf bis zur Schwanzspitze 4 cm. Der kleine Wels lebt seit kurzem im Aquarium einer Wohngruppe für Menschen mit Behinderungen. Gemeinsam mit den anderen Fischen begeistert er jeden Tag aufs Neue die Bewohner*innen der Wohngruppe. Sie kümmern sich rührend um das Aquarium, verbringen viel Zeit damit, den Fischen zuzuschauen und sie genau nach Plan zu füttern.
Neben dem Aquarium sind mehrere Wii- und Brettspiele in die Wohngemeinschaft in Rösrath „eingezogen“. Spiele und Aquarium haben sich die Bewohner*innen gewünscht und selbst ausgesucht. Erfüllt werden konnten die Wünsche durch eine großzügige Spende.
Wie ein trauriger Anlass anderen Freude macht.
Der Vater von Thomas F. wollte nach seinem Tode keine Kränze und Blumen am Grab. Stattdessen wünschte er sich Spenden. Es war ihm, wie auch seinem Sohn, ein großes Anliegen, dass hinter aller Trauer auch ein bisschen Glück stehen sollte.
Die AWO Rheinlandstiftung nahm die großzügige Spende entgegen und sorgte dafür, dass jeder Cent so verwendet wurde, wie es sich Vater und Sohn gewünscht hatten – zur großen Freude der Menschen mit Behinderung in der Wohngruppe.
Wollen auch Sie mit einer Kondolenzspende etwas Gutes tun oder
mit einer Nachlassspende etwas Bleibendes schaffen? Hier können Sie mehr erfahren.
Kränze welken schnell – Freddy ist noch da –
und sagt jeden Tag aufs Neue „Guten Morgen“.
Die Tafel in Hennef.
Gesundes Essen gehört auf den Tisch – und nicht in den Müll.
Immer noch werden in Deutschland täglich Tonnen von Lebensmitteln weggeworfen. Gleichzeitig sind immer mehr Menschen auf die Hilfe der Tafeln angewiesen, da ihr Einkommen nicht mehr zum Leben ausreicht. Die Tafel in Hennef brauchte Ersatz für ihren alten Kühltransporter, um weiterhin frische und gesunde Lebensmittel anbieten zu können.
„Es sind nicht nur die Ärmsten der Armen, die zu uns kommen,“ erzählt eine Mitarbeiterin der Tafel in Hennef. „Es kommen immer öfter auch Familien, Alleinerziehende und Senioren, denen es in den letzten Jahren noch gut ging.“ Die Not wird größer. Explodierende Lebenshaltungskosten bringen mehr und mehr Menschen in Not. Das Geld für frische und gesunde Lebensmittel fehlt. Für sie ist der Gang zur Tafel oft die einzige Möglichkeit, die Familie satt zu bekommen.
Frisch und gesund auf den Tisch.
Gerade Frisch- und Kühlprodukte sind wichtig für eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Aber hier wird vielfach zuerst gespart, wenn das Geld knapp ist. Umso wichtiger, dass die Tafel diese Lebensmittel anbieten und verteilen kann. Verderbliche Lebensmittel dürfen allerdings nur dann von den Lebensmittelpartnern der Tafeln ausgegeben werden, wenn die Kühlkette lückenlos eingehalten wird. Bei Milchprodukten, Obst und Gemüse bedeutet das: Ohne ein Kühlfahrzeug geht nichts.
Der neue Transporter fährt vor.
Schon 2007 unterstützte die AWO Rheinlandstiftung die Anschaffung eines Kühltransporters. Nach 14 Jahren hatte das Fahrzeug 5.600 Transportladungen mit Brot, Gemüse, Obst, Milchprodukten und anderen Lebensmitteln eingesammelt. Über 147.000 Tafelkund*innen sind unterstützt worden. Jetzt war das Fahrzeug nicht mehr zu halten. Es wurde dringend ein neues Kühlfahrzeug benötigt. Für uns von der AWO Rheinlandstiftung war es selbstverständlich, dass wir auch dieses Mal die Anschaffung unterstützen. So können mit dem neuen Transporter wieder viele Jahre frische und gesunde Lebensmittel an die Bedürftigen verteilt werden.
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Musical-Projekt
Wir stehen im Rampenlicht.
Erst Corona, dann die Flut, Kinder aus Euskirchen hatten in den letzten Jahren einiges zu ertragen. Gerade für die Kinder mit Förderbedarf war die Zeit noch schwerer zu bewältigen. Die Arbeit an einem Musical hat ihnen über die Zeit geholfen und das fertige Produkt erfüllt alle mit Stolz.
Am Anfang war es für die Schauspielenden merkwürdig, im Kostüm vor dem Greenscreen zu stehen, zu spielen und zu singen. Ein Blick auf die ersten Probebilder überzeugten sie. Die Kolleg*innen hatten die passenden Hintergründe einmontiert und das Ergebnis sah von Beginn an sehr professionell aus.
Wenn das Miteinander schnell zum Gegeneinander wird.
Viele Schüler*Innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf in den Bereich Sozial-Emotionale Entwicklung und Lernen haben erhebliche Defizite im Umgang mit anderen und in der Lösung von Konflikten mit ihren Mitmenschen. Häufig fallen sie nur durch „Defizite“ auf. Aufgrund mangelnder kommunikativer Fähigkeiten und einem negativen Selbstbild reagieren sie schnell aggressiv oder ziehen sich zurück.
Am Anfang stand eine Idee ...
Wie lassen sich Schüler*innen über eine lange Zeit in ein konstruktives Miteinander einbinden? Die Idee eines Musicals war schnell gefunden. Der Titel auch: Wir stehen im Rampenlicht. Bei der Arbeit an ihrem Musical sollten sich rund 100 Kinder und Jugendliche der Matthias-Hagen-Förderschule in Schauspiel, Gesang, Showkampf, Tanz und Bühnenbildbau kreativ ausprobieren. Sie erarbeiteten mit professioneller Begleitung ein Drehbuch mit Szeneneinteilungen und Dialogen. Sie gestalteten die Kostüme und die Kulisse und lernten Schauspiel, Gesang und Tanz. Dabei flossen immer wieder eigene Erfahrungen und Themen aus ihren Lebenswelten mit ein.
... am Ende stehen sie im Rampenlicht.
Corona, die Flutkatastrophe und ihre Folgen, der Krieg in der Ukraine, diverse private Schwierigkeiten – all das sorgte dafür, dass die Teilnehmenden immer wieder sehr angespannt und auch verunsichert waren. Aber alle hielten durch und erlebten, dass sie nicht nur durch Defizite, Verhaltensauffälligkeiten und Schwierigkeiten wahrgenommen werden, sondern durch ihre Fähigkeiten und ihre Persönlichkeit.
Das Ergebnis überzeugt nicht nur alle Beteiligten, sondern auch die Öffentlichkeit. Im November 2022 wurde das Musical als Film in einem Kino uraufgeführt.
Durch die Erarbeitung und Aufführung des Musicals wurde für die Kinder ein unvergessliches Erlebnis geschaffen, ein wichtiger Schritt bei der Persönlichkeits-entfaltung der Heranwachsenden.
Die beste Hilfe, Fuß zu fassen.
Das Projekt „Solidarcafé“.
Die beste Hilfe, Fuß zu fassen. Für Geflüchtete aus der Ukraine ist es schwierig, mit nichts als einem Koffer und ohne Sprachkenntnisse in einem fremden Land neu anfangen zu müssen. Das Projekt „Solidarcafé“ im Aachener Preuswald ist für die Geflüchteten Anlaufstelle, Orientierungspunkt und Netzwerk.
Vali ist im Frühjahr mit ihren beiden Kindern aus der Ukraine geflüchtet. Auf abenteuerlichem Weg kamen sie in Aachen an, ohne Sprachkenntnisse und ohne zu wissen, wie es weitergehen soll. Seitdem sind Monate vergangen. Die Kinder gehen in die Schule und Vali gibt Fotokurse im Solidarcafé Preuswald. Die Hobbyfotografin kennt sich aus mit Bildgestaltung und Motivsuche. „Gemeinsam lernen wir über das Fotografieren die Umgebung kennen,“ erzählt sie. Im Solidarcafé werden die Fotos dann gemeinsam besprochen – in deutscher Sprache. Das ist ein bisschen holprig, aber es wird jeden Tag besser. Die Motivation ist groß, denn mit den Fotos können sie den Daheimgebliebenen etwas von ihrem neuen Zuhause zeigen.
Von hier aus kann ich weitergehen.
Miteinander füreinander da sein.
Neben der Fotogruppe gibt es im Solidarcafé auch die Möglichkeit, gemeinsam zu musizieren, zu basteln oder zusammen zu kochen. Die Kenntnisse und Fähigkeiten der Geflüchteten sind erwünscht und werden gebraucht. Gleichzeitig ist hier aber auch Raum sich auszutauschen – über das Erlebte, über die Angst um die Männer und die Familien in den Kriegsgebieten und über das Leben in Deutschland.
Von hier aus Zukunft wagen.
Mittlerweile gibt es an zehn AWO-Standorten in Aachen quartiersbezogen temporäre Solidarcafés. Ehrenamtliche helfen den Geflüchteten beim Deutsch lernen, bei Behördenangelegenheiten und Alltagsproblemen. In interkulturellen Repaircafés, Tanzgruppen und bei Erkundungsspaziergängen unterstützen Ehrenamtliche die Neuankömmlinge dabei Kontakte zu knüpfen und sich fließend in die örtliche Gemeinschaft hineinzufinden. „Von hier aus kann ich weitergehen,“ ist sich Vali mit ihren Kindern sicher.
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Schnelle Hilfe, die direkt wirkt.
Nothilfe für rund 1.100 Hochwasserbetroffene.
Über 100.000 Euro an Spenden hat die AWO Rheinlandstiftung gesammelt und zu 100 Prozent an Hochwasseropfer ausbezahlt. Mit weiteren rund 430.000 Euro von „NRW hilft!“ leistete sie so Nothilfe für rund 1.100 Hochwasserbetroffene.
„Als wir die Auswirkungen des verheerenden Hochwassers gesehen haben, war uns sofort klar, dass wir sehr schnell und unbürokratisch helfen müssen. Sobald die Menschen in Sicherheit sind, brauchen sie Geld, um das Nötigste zu beschaffen,“ sagt Michael Mommer, Vorsitzender der AWO Rheinlandstiftung.
Die Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 wirkte mit ihren Ausmaßen wie ein Schock für alle Menschen, die die Bilder sahen. Der Schock wandelte sich schnell in eine gewaltige Welle der Hilfsbereitschaft. Die AWO Rheinlandstiftung warb um Spenden, um den Betroffenen mit einer Einzelfallhilfe in Höhe von 500,- Euro pro Haushalt die Anschaffung der wichtigsten Dinge zu ermöglichen.
Wenn es am Nötigsten fehlt.
Was brauchen Familien, denen es an allem fehlt? Eine Waschmaschine, eine Grundausstattung an Kleidung, Drogerieartikeln für die ganze Familie oder die Miete für den Bautrockner. Unsere Mitarbeitenden und vor allem Ehrenamtliche der AWO gingen in den Katastrophengebieten von Haus zu Haus und sprachen die Menschen dort aktiv an.
Für was wurde schnelle Hilfe gebraucht?
Obwohl teilweise selbst schwer betroffen, halfen sie, wenn es nötig war, beim Ausfüllen des niedrigschwelligen Antrags, gaben Rat und hörten zu.
Schon zwei Wochen nach der Katastrophe wurde mit der Auszahlung der „schnellen Hilfe“ der AWO Rheinlandstiftung begonnen. Acht Wochen nach der Katastrophe waren rund 1.100 Hilfeanträge positiv beschieden und ausbezahlt.
Die Hochwasserbetroffenen haben sich in vielen sehr emotionalen Schreiben, Telefonaten und E-Mails bedankt. Diesen Dank möchten wir hier an unsere Spender*innen weitergeben.
„Hängt mich nicht ab“
Köln-Buchforst: Hilfe für benachteiligte Kinder während der Pandemie.
Arme Kinder erleben viele Situationen von Benachteiligung. Die Pandemie, mit Schulschließungen und dem Verbot sich in Gruppen zu treffen, hat dies weiter verstärkt. Nur mit der richtigen Hilfe schaffen sie es nicht zurückzubleiben.
Wenn Abena erzählt, wie es während der Lockdowns zu Hause zuging, wird sie ganz leise. In der engen Wohnung teilten sich die vier Geschwister den gebrauchten Laptop. Immerhin gab es einen, aber an einem konzentriertes Lernen war nicht zu denken. Und der Online-Unterricht überschnitt sich bei den Geschwistern. So fielen sie mehr und mehr zurück.
Abena ist kein Einzelfall in Köln. Oft wohnen viele Familienmitglieder in kleinen Wohnungen mit wenig Platz. Es kommt zu Überforderung, Streit, manchmal auch zu physischer Gewalt. Bereits Anfang 2021 zeigten sich bei einigen Kindern nicht nur erhebliche Lerndefizite sondern auch vermehrt Unruhe, Aggressivität, grenzüberschreitendes Verhalten, resignierendes und Rückzugverhalten sowie Nicht-Akzeptieren von Regeln.
Wenn Lernen zum unlösbaren Problem wird.
Im Familienhaus der Kinder- und Jugendeinrichtung Der Sommerberg im Kölner Stadtteil Buchforst arbeiten 10 solcher Grundschulkinder nachmittags von Montag bis Donnerstag, mit zwei Pädagoginnen intensiv an ihren teils großen Lern- und Wissenslücken. Die Kinder können nicht am Offenen Ganztagsangebot der Schule teilnehmen, weil beide Eltern nicht berufstätig sind, wie bei Abena oder bei dem stark verhaltensauffälligen Jakub.
In wertschätzender Atmosphäre wird Lernen (wieder) möglich
Diese Kinder brauchen Hilfe, damit sie am Lern- und Bildungsprozess teilhaben können. In einem strukturierten, geschützten Umfeld trainieren sie im Familienhaus Aufmerksamkeit und Konzentration. Sie lernen Aufgabenstellungen kognitiv zu erfassen und eigenständig zu lösen. Ein nachvollziehbares Regelwerk in einer wertschätzenden Atmosphäre ermöglicht den Kindern konstruktive Lernerfahrungen, die sich positiv auf ihre schulische Situation und auf ihr Selbstbewusstsein auswirken. So können sie sich von destruktiven Verhaltensweisen lösen.
Das Familienhaus hilft nicht nur den Kindern. Auch Eltern finden hier Beratung und Hilfe bei Erziehungsfragen.
Ich bin was wert.
In der AWO Heinsberg lernen Frauen, sich zu behaupten und sich zu schützen.
Frauen, die über Jahre diskriminiert, erniedrigt und misshandelt wurden, haben wenig Selbstwertgefühl.
„Eigene Bedürfnisse, eigene Pläne, eigene Wünsche – das gab es für mich nicht,“ erzählt eine Frau, die in der Wohngruppe der AWO Heinsberg lebt. „Jedes Stückchen Selbstwertgefühl wurde im Keim erstickt.“ Die Frauen, die in der Wohngruppe leben oder dort ambulant betreut werden, haben Schlimmes erlebt. Entwertet, diskriminiert, misshandelt, von Obdachlosigkeit bedroht. Und das oftmals über Jahre.
Selbstwert lernen.
Im betreuten Wohnen können sie durchatmen. In dem geschützten Raum lernen sie, wieder an sich zu glauben. Dazu gehört auch, Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein aufzubauen. Eine große Aufgabe für Frauen, die immer wieder versucht haben, ihr Schicksal zu meistern und dann doch wieder ins Straucheln geraten sind. Durch Schulden, Arbeitslosigkeit, oft aber auch durch massive Gewalt und sexuellen Missbrauch.
Ein erster Schritt zurück ins Leben
Die AWO Rheinlandstiftung unterstützt die Frauen durch WenDo-Kurse.
In diesen Präventions- und Selbstbehauptungskursen lernen sie,
unfaires Verhalten zu erkennen und
zu benennen, Beleidigungen und Grenzüberschreitungen zurückzuweisen
und sich bei körperlichen und verbalen Angriffen zu schützen.
Die Frauen brauchen den Schutzraum, den die AWO in Heinsberg bietet.
Ohne ihn wäre es für manche schwer, den Kurs zu Ende zu führen. Psychisch wie finanziell. Die Lebensläufe haben zu deutliche Spuren hinterlassen. „Ich habe jetzt gelernt, meine Meinung, Bedürfnisse und Wünsche zu vertreten“, erzählt eine Teilnehmerin. Ein erster Schritt, das eigene Leben aktiv und selbstbestimmt zu gestalten.
„Keine Angst“
Köln-Buchforst: Eindrücke aus einer Spielgruppe für Kinder, die von häuslicher Gewalt betroffen sind.
Cheyenne erstarrt, blickt erschrocken, ängstlich. Sie hat eine große, dunkle Wolke gemalt, dabei ist der Stift zerbrochen – es hat einfach ‚krack‘ gemacht. Martina kommt. Sie leitet die Spielgruppe. Freundlich sagt sie: „Oh, der Stift ist kaputt, hier ist ein anderer, der hat fast die gleiche Farbe. Willst du den nehmen?“ – kein Schimpfen, kein Schreien, keine Schläge.
Für Cheyenne ist dies immer noch ungewohnt. Zögernd nimmt sie den Stift und malt weiter. Erst vorsichtig, dann werden ihre Bewegungen freier, größer – bald schon malt sie wieder schwungvoll weiter an ihrer Wolke.
... mal selbst bestimmen, was man machen will.
Cheyenne ist eines von acht Kindern, die alle zwei Wochen in die Spielgruppe kommen. Heute hat Martina sie abgeholt, weil ihre Mama manchmal vergisst, dass sie in die Spielgruppe darf. Hier ist es schön, hier kann man gemeinsam malen, manchmal auch wilde Spiele spielen. Hier kann man auch mal selbst bestimmen, was man machen will. Und hier wird nicht geschimpft. Martina hat ihr auch gezeigt, wie sie ihr Krafttier – einen kleinen grünen Drachen – rufen kann. Auch Sorgenpüppchen haben sie zusammen gebastelt.
Cheyenne schaut Martina an. „Was hast du gemalt?“ fragt die Leiterin interessiert. „Meine Kopfwolke“ sagt Cheyenne, lässt die „Kopfwolke“ liegen und läuft rüber zum Hüpfspiel.
Jedes Kind hat das Recht auf gewaltfreie Erziehung
Väter und Mütter wollen gute Eltern sein. Sie wollen ihren Kindern Zuwendung geben, sie fördern und beschützen. In manchen Familien kann ein Streit allerdings schnell in Gewalt ausarten. Die meisten Kinder, die häusliche Gewalt miterleben, schämen sich für das Verhalten ihrer Eltern. Dies macht es ihnen schwer, sich jemandem anzuvertrauen.
Kinder fühlen sich schuldig für das, was zu Hause passiert. Es ist wichtig, diesen Kindern deutlich zu machen, dass sie für das Verhalten ihrer Eltern nicht verantwortlich sind.
Kinder orientieren sich an dem, was ihre Eltern ihnen vorleben. Wenn sie Gewalt erleben, wird diese zur Normalität. Sie lernen, dass Gewalt zur Durchsetzung eigener Interessen „normal“ ist. Sie lernen nicht, dass es in Konfliktsituationen auch positive Verhaltensalternativen gibt. Im Erwachsenenalter wiederholt sich für diese Kinder oft das Erlebte, nämlich die Ausübung bzw. die Erduldung von Gewalt. Kinder brauchen daher qualifizierte Unterstützung bei der Bewältigung ihrer Gewalterfahrungen.
Hilfe zu suchen – und diese auch anzunehmen – ist für alle betroffenen Familienmitglieder sehr schwer. Für manche leider oft undenkbar. Den Zugang zu Hilfen bestimmen die Erwachsenen. Deshalb sind niedrigschwellige Angebote, noch jenseits der Kinder- und Jugendhilfe, wichtig. Der Besuch einer Spielgruppe ermöglicht es den Kindern ohne Scham, Hilfe in Anspruch zu nehmen und zeigt den Eltern Möglichkeiten, wie sie mit weiterführenden Angeboten aus der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe ihre Situation verbessern können.
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Gamechanger – raus aus der Kinderarmut!
Gamechanger – raus aus der Kinderarmut!
Kinder aus armen Familien erleben oftmals in ihren Familien Stress, Gewalt und Frust. Wenn es an allem fehlt, dann fehlt es eben auch an Möglichkeiten, Neues auszuprobieren. Mit dem wood&work-Projekt steuern wir dagegen.
„Hey, ich bin Dani und wohne in Mülheim, dem größten Stadtteil von Köln. Hier leben viele Kinder und Jugendliche, wie ich – Leute mit wenig Kohle und vielen Problemen. Zuhause, aber vor allem in der Schule, nennen sie Leute wie mich schon mal ,Systemsprenger‘.
Freizeit heißt für uns vor allem TikTok, Snapchat und Fortnite. Klar, ich weiß, dass man nicht so viel an der Konsole hängen soll. Aber was sollen wir sonst machen?
Ich bin seit einiger Zeit beim wood&work-Projekt der AWO Rheinlandstiftung. Das ist echt cool. Hier fragt uns keiner, weshalb wir aus der Jugendhilfe kommen und wieso wir arm sind. Unsere Teacher zeigen uns, dass wir neben Smartphones und Konsolen auch echte Abenteuer erleben können – in der echten Welt, mit allen Sinnen.“
Kinder aus der Medienwelt raus zu ziehen und ihnen echte Alternativen zu zeigen, das ist ein Hauptanliegen des wood&work-Projektes. Schließlich sind fast ein Drittel der 12- bis 17-Jährigen medienabhängig oder stark gefährdet. Ein wichtiger Teil des Projektes ist die Arbeit mit Holz.
Holz kreativ zu bearbeiten, ist ein Naturerlebnis, das Selbstständigkeit, Kreativität und Feinmotorik fördert. Gleichzeitig erfahren die Teilnehmer*innen aber auch viel über sich. Sie lernen mit Frust umzugehen, gemeinschaftlich etwas zu schaffen und Stolz und Anerkennung über das Geschaffene zu erleben. Es ist ein besonderes Erlebnis, sich in der Natur kreativ zu betätigen und gibt allen ein Gefühl von Selbstwirksamkeit.
Wir drehen unser Ding.
Chancengleichheit, Solidarität und Ausgrenzung – Ein Film.
„Eigentlich sind es nur 15 Minuten – aber das kann wie eine Ewigkeit sein. Wenn du 15 Minuten lang auf dem Pausenhof stehst, alleine. Wenn dich die anderen dann doch mal ansprechen und du nichts verstehst. Wenn sie sich dann wegdrehen und lachen, dann sind 15 Minuten lang, sehr lang. Weil du denkst, die lachen über dich, weil du nichts verstehst“ erzählt Wajid.
Wajid kam als geflüchteter Jugendlicher ins oberbergische Marienheide. Im AWO Jugendzentrum fand er Freunde und lernte Deutsch. Er ist einer von 14 Jugendlichen aus Engelskirchen und Marienheide, die mit ihrer Videodokumentation zum Thema „Chancengleichheit, Solidarität und Ausgrenzung“ Kommunalpolitiker*innen der beiden Gemeinden für ihre Anliegen und ihre Sorgen sensibilisieren wollen.
Zur Gruppe zusammengewachsen.
In ihrem Film „Wir drehen unser Ding“ berichten sie, wie wichtig das Zusammentreffen mit Gleichaltrigen in Jugendzentren für sie ist – und dass sie dort einen Ort haben, an dem sie wahr- und ernstgenommen werden. Der Film zeigt auch: Jugendliche besitzen nicht die gleichen Entwicklungsmöglichkeiten, gerade auch aufgrund von sprachlichen und finanziellen Schwierigkeiten.
Selbstbewusst mitgestalten.
Die Jugendlichen haben in dem Projekt gelernt, einen Film zu konzipieren, zu drehen und zu schneiden. Sie haben dabei auch gelernt, politischen Entscheidungsträgern ihre Anliegen in einer ansprechenden und verständlichen Form nahezubringen. Selbstbewusst gestalten sie mit, trotz ganz unterschiedlicher Voraussetzungen – und machen so „ihr Ding“.
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INNOVATIVE LERNFÖRDERUNG.
Back on Track: Wir bringen Kinder auf den Weg.
Kinder können nicht zur Schule gehen, wenn die Schulgebäude zerstört sind. Sie können nicht lernen, wenn ihre Klassenräume in Lazarette oder Notunterkünfte umgewandelt worden sind. Oder wenn Schulwege wegen der Heckenschützen zu gefährlich werden. Ist den Kindern mit ihren Familien dann endlich die Flucht aus den Kriegs- und Krisengebieten gelungen, können die Unterbrechungen in ihren Bildungskarrieren bei der Einschulung oftmals nicht ausreichend berücksichtigt werden. Das Erlernen der deutschen Sprache steht nun oftmals im Vordergrund und absorbiert die meiste Energie. Mathematik, Englisch, Naturwissenschaften, Kunst müssen zurückstehen.
Defizite aufholen. Wissenslücken schließen.
Gerade in diesen Fächern haben die Kinder und Jugendlichen aufgrund des Krieges ohnehin bereits enorme Defizite. So entstehen immer größere Lücken und es wird schwieriger, das Versäumte aufzuholen. Hier setzt das Projekt „Back on Track“ in Köln-Ostheim an und versucht durch gezielte Lernförderung für geflüchtete, arabischsprachige Kinder und Jugendliche diese Wissenslücken zu schließen.
Ein innovatives, ganzheitliches Lernkonzept hilft den Jugendlichen, selbst Verantwortung für ihren Lernprozess zu übernehmen. Dabei wird jedes Kind im Verhältnis 1:1 von ehrenamtlichen Mentor*innen unterstützt. Zurzeit profitieren rund zwei Dutzend Kinder – die meisten aus Kriegs- oder Krisengebieten – von dem AWO Programm.
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Kinder können nicht zur Schule gehen,
wenn die Schulgebäude zerstört sind.
Oder wenn Schulwege wegen der
Heckenschützen zu gefährlich werden.
BABY-KURS.
Müttern und Vätern helfen.
Ein Baby ist das reine Glück – für die Eltern, für die Familie! Und die Kindheit sollte auch ohne Druck und Probleme erlebt werden. Wenn allerdings Geldsorgen drücken, wenn Eltern von Ängsten geplagt werden oder wenn sogar deren eigene Kindheit besonders schwierig war, dann ist es gut, wenn jemand da ist, der hilft. So wie in unserem Projekt in Köln-Mülheim.
Mütter und Väter mit teils erheblichen psychosozialen Belastungen lernen dort im Baby-Kurs, feinfühlig mit ihrem Baby umzugehen. Sie lernen, sensibel die Signale ihres Kindes zu deuten – und darauf auch richtig zu reagieren.
Sichere Eltern-Kind-Bindung aufbauen.
In dem Projekt unterstützen Pädagogen die jungen Eltern ein Jahr lang dabei, eine enge und sichere Eltern-Kind-Bindung aufzubauen. Die Entwicklungsschritte und die Bedürfnisse der Kinder werden erläutert und gemeinsam diskutiert. Im Bedarfsfall bringen die Pädagogen aber auch Gefährdungsrisiken, wie zum Beispiel elterliche Depressionen zur Sprache. Optimal für die betroffenen Eltern: Die überschaubare Gruppengröße ermöglicht es den Kursteilnehmer*innen, ein gegenseitiges Hilfs-Netzwerk aufzubauen.
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Wenn Eltern von Ängsten geplagt werden,
wenn alles nur noch schwierig erscheint,
dann ist es gut, wenn jemand da ist, der hilft.
Interkulturelles Miteinander.
Ein Stück Erde für alle!
„Was wächst denn da?“, fragt die kleine Surin und Gertrude Schmitz erklärt ihr, dass dort Kartoffeln wachsen. Fleißig hilft Surin, die als Flüchtlingskind aus Syrien kam, beim Gießen. Ihre Mutter versucht auf Deutsch zu erklären, was sie zu Hause in Syrien aus Kartoffeln machten. So verbindet der Quartiersgemeinschaftsgarten Menschen jeden Alters und jeder Kultur.
Zusammenhalt statt Vorbehalte.
Das Leben in diesem sozialen Brennpunkt in Aachen ist nicht einfach. Sechsgeschossige Häuser, kaum Spielplätze und kleine Wohnungen, in denen große Familien, Alleinerziehende und Senior*innen leben - häufig anonym und von Einsamkeit bedroht.
Das Projekt „Quartiersgemeinschaftsgarten“ setzt hier an. Wenn Menschen unterschiedlichen Alters und Kulturen gemeinsam etwas schaffen und gestalten, entsteht ein neues Gemeinschaftsgefühl. Initiiert und betreut vom AWO Familienzentrum wächst aus einer Brachfläche eine grüne Oase im tristen Grau.
Bei dieser Aktion beteiligen sich alle: Die Seniorinnen und Senioren im Quartier geben als erfahrene Gartenkenner ihr Wissen an Familien und Kinder weiter und so entsteht ein schönes, generationsübergreifendes und interkulturelles Miteinander.